Flexibilität als Erfolgsfaktor im Beruf: Gründe & Tipps für mehr Flexibilität

Flexibilität wird immer häufiger und in den unterschiedlichsten Zusammenhängen gefordert. Sind Sie bereit, Veränderungen zu akzeptieren, deren Notwendigkeit einzusehen und sie in die Tat umzusetzen?
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Flexibilität wird immer häufiger und in den unterschiedlichsten Zusammenhängen gefordert – im Sinne von: „Heutzutage muss man eben flexibel sein – im Job ebenso wie im Privatleben!“

Die Bedeutung von Flexibilität im Beruf und im Privatleben

Das aus dem Lateinischen stammende Wort „Flexibilität“ bedeutet Biegsamkeit. In der Soziologie und Psychologie steht Flexibilität für die Fähigkeit, sich auf die Umwelt sowie die sich ständig ändernden Anforderungen und Bedingungen einer Situation einzustellen.

Und sicher ist: Dieser Fähigkeit kommt im Arbeitsleben und bei dem Spagat von Arbeit, Freizeit und Privatleben heute eine immer wichtigere Rolle zu.

Moderne Arbeitswelt erfordert mehr Flexibilität

Ob es um unklare Zukunftsperspektiven, schärfere Konkurrenzbedingungen, die rasante Zunahme von Informations- und Kommunikationstechnologien, flachere Firmenhierarchien, den Wegfall starrer Arbeitszeiten oder um neue selbstständige Erwerbsformen geht – die moderne Arbeits- und Lebenswelt stellt immer höhere Anforderungen an das Individuum.

Die Frage ist, wie Sie mit den neuen und/oder unerwarteten Situationen umgehen.

Die 2 grundsätzlichen Möglichkeiten bringt dieses chinesische Sprichwort auf den Punkt: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen bauen Windmühlen.“ Anders ausgedrückt: Nur wer flexibel agiert und reagiert, wird einen Weg finden, den Veränderungen souverän zu begegnen und sie gewinnbringend zu nutzen. Und das mit einem möglichst geringen Aufwand an Energie.

Warum Flexibilität so wichtig ist: 10 gute Gründe

Flexibilität hilft Ihnen dabei,

  1. einen „Blick über den Tellerrand“ zu werfen. Sie entdecken neue Möglichkeiten und profitieren von der Optionsvielfalt.
  2. Ihre Handlungs- und Verhandlungsfähigkeit zu stärken.
  3. sich besser auf neue organisatorische Arbeitsabläufe einzustellen, die unter anderem dadurch entstehen, dass die früher üblichen Modelle der strikten Arbeitsteilung wegfallen.
  4. mobiler zu werden (wechselnde Arbeitsplätze und Arbeitsorte, Geschäftsreisen).
  5. als Freiberufler Zeit und Aufträge effektiv einzuteilen. Als Angestellter fällt es Ihnen leichter, sich mit flexiblen Arbeitszeiten zu arrangieren.
  6. mehr Spontaneität zu entwickeln und engagierter zu wirken.
  7. sich fachlichen und persönlichen Herausforderungen zu stellen und so Ihre berufliche Kompetenz zu stärken.
  8. Ihre kreativen, innovativen, intellektuellen und emotionalen Ressourcen zu erweitern.
  9. Ihre Kompromissbereitschaft zu steigern.
  10. Ihr Privatleben besser zu planen und zu koordinieren (Haushaltsorganisation, Kinderbetreuung, Freizeit …).

Flexibilität ermöglicht die Anpassung an dem gesellschaftlichen und beruflichen Wandel

Der gesellschaftliche Wandel führt nicht nur dazu, dass wir fortwährend mit neuen Handlungsanforderungen konfrontiert werden. Er bewirkt auch, dass die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben zunehmend verschwinden. Um sich den Veränderungen besser anpassen zu können, bedarf es eines Umdenkungsprozesses.

Sie haben es in der Hand: Je flexibler Sie sind, desto erfolgreicher werden Sie den Balanceakt zwischen Privatleben und Beruf meistern.

Sind Sie bereit, Veränderungen zu akzeptieren, deren Notwendigkeit einzusehen und sie in die Tat umzusetzen? Hierzu bedarf es eines systematischen Vorgehens und Ausdauer.

Denn zum einen ist es per se schwer, alte Gewohnheiten aufzugeben und sich neue Eigenschaften anzueignen. Zum anderen gehen mit dem „eigenen“ und dem „fremden“ Ruf nach Flexibilisierung ganz spezielle Anforderungen an uns einher.

Hier ein Beispiel:

Frau Marius arbeitet als freiberufliche Versicherungsvertreterin von zu Hause aus. Am Montag vereinbart sie mit einem Kunden für den nächsten Donnerstag, 17 Uhr, ein Beratungsgespräch in dessen 100 km entfernten Firma. Am Dienstag bittet er sie um eine Verlegung des Termins auf Mittwoch: „Ich hoffe, Sie sind so flexibel!“

„Der hat gut reden“, denkt Frau Marius. Jetzt muss ich mit dem Zug fahren, weil das Auto bis Mittwochabend in der Werkstatt ist. Meinen Frisörtermin kann ich auch streichen. Und überhaupt, der Mittwoch ist mein Hausputz- und Einkaufstag!“

Sie sehen, jeder von uns ist Teil eines komplexen Systems, das aus Aufgaben, Wünschen und Verpflichtungen besteht. Dieser Umstand erschwert es uns mitunter, aus der Routine auszubrechen und einfach mal eine Sache anders anzugehen als üblich. Gleiches gilt, wenn wir mit einem scheinbar harmlosen Anliegen konfrontiert werden, das dennoch unsere ganze Planung durcheinanderbringt.

4 Erfolgsregeln für mehr Flexibilität im Beruf

Die folgenden 4 Erfolgsregeln für flexibles Handeln erleichtern es Ihnen, diesen Situationen souverän zu begegnen:

1. Erfolgsregel: Werden Sie anpassungsfähiger

Das persönliche Vermögen, sich fremden Erwartungen, den unterschiedlichsten Situationen oder anderen Menschen anzupassen, ist ein wichtiger Bestandteil der Flexibilität. Zugleich ist diese Fähigkeit unerlässlich für das Zusammenleben und Arbeiten in einer sozialen Gesellschaft.

Das heißt aber nicht, dass Sie sich nun unter dem Deckmantel der Flexibilität alles abverlangen oder von anderen unter Druck setzten lassen sollten. Im Gegenteil. Gemeint sind hier die Fälle, in denen

  • eine andere Person zu Recht („Einhaltung von ungeschriebenen Regeln, Sitten, privaten Vereinbarungen …) etwas von Ihnen erwartet,
  • eine allgemeingültige Regelung zu einer Erwartungshaltung Ihnen gegenüber führt oder
  • es Ihnen im eigenen Interesse darum geht, tragfähige private/berufliche Kontakte aufzubauen und zu pflegen.

Wichtig ist also, dass Sie authentisch bleiben. Das gelingt Ihnen, indem Sie einerseits anpassungsfähig sind, andererseits aber Ihre eigenen Standpunkte bilden und vertreten. Wichtig ist zudem, dass Ihr Verhalten für andere kalkulierbar bleibt. Auf diese Weise schützen Sie sich sich vor einer „Überanpassung“.

simplify-Tipp

Achten Sie einmal darauf, wie Sie auf andere Leute zugehen: Fällt es Ihnen in der Regel leicht, eine tragfähige Beziehung aufzubauen oder zumindest eine gemeinsame „Wellenlänge“ herzustellen? Falls nicht, könnte es daran liegen, dass Sie im Kontakt zu anderen zu sehr Ihre eingefahrenen Denk- und Verhaltensmuster an den Tag legen.

Achten Sie künftig darauf, empathischer für die Eigenarten, Anschauungen, Bedürfnisse und Befindlichkeiten anderer Menschen zu sein.

2. Erfolgsregel: Rechnen Sie mit Veränderungen

Das stark ausgeprägte Bedürfnis vieler Menschen nach Sicherheit ist genetisch bedingt: In Urzeiten signalisierten Veränderungen Gefahr. So lässt es sich erklären, dass wir uns auch heute gerne an das klammern, was ist. Selbst dann, wenn wir mit einer Situation eigentlich gar nicht zufrieden sind. Selbst dann, wenn uns diese „Treue“ teuer zu stehen kommt, weil in der heutigen Welt Veränderungen einfach fester Bestandteil des Lebens sind.

Somit kommt es entscheidend auf Ihre Einstellung an: Akzeptieren Sie die Veränderlichkeit des Alltages! Mit dieser Erkenntnis schaffen Sie die Basis für flexibles Denken.

Hinzu kommt: Die Fähigkeit, sich bereits im Geiste auf Neues einzustellen, erleichtert es Ihnen im konkreten Fall, sich konstruktiv mit neuen Gegebenheiten auseinanderzusetzen, Chancen zu erkennen und zu nutzen.

Und das wiederum hilft Ihnen dabei, neue Aufgaben kreativ zu lösen und berechtigte eigene wie fremde Erwartungen zu erfüllen.

3. Erfolgsregel: Gewöhnen Sie es sich an, flexibel zu denken

Eine Voraussetzung für flexibles Denken ist die richtige Einstellung (siehe 2. Regel). Eine weitere lautet: trainieren, trainieren, trainieren. Ziel ist, ein gefahrene Denkschienen zu verlassen. Aber wie? Die Antwort: durch laterales Denken.

Der amerikanische Kreativitätsforscher Edward de Bono hat diesen Begriff geprägt. Er unterscheidet zwischen konventionellem (vertikalem) und kreativem (lateralem) Denken.

Angenommen, Sie werden mit einer neuen problematischen Situation konfrontiert. Die konventionelle Denkweise bestünde darin, streng logisch vorzugehen: Aus A folgt B, aus B folgt C … Auf diese Weise würden Sie die eine, vermeintlich richtige Lösung anstreben.

Stattdessen nähern Sie sich nun dem Problem aus einer neuen, auf den 1.Blick vielleicht sogar unlogischen Perspektive, und ziehen mehrere Alternativen in Betracht.

Ein Beispiel:

Ein Angestellter kommt bestens mit seinen Teamkollegen aus, hat einen Job, der ihm Spaß macht und ihn erfüllt, aber einen unerträglichen Vorgesetzten, der ihn schikaniert und ihm das Leben schwer macht. Der Angestellte brütet über dem Problem, überlegt, wägt ab. Den interessanten Job, die Arbeitsatmosphäre mit angenehmen Kollegen eintauschen gegen eine ungewisse Zukunft in einem neuen Job, um dem fiesen Chef zu entgehen? Bleiben wegen der Vorteile und den Chef in Kauf nehmen? Das ist so weit alles logisch. Er kommt zum Schluss, dass der Vorgesetzte unerträglicher ist als die Aussicht, in einem anderen Job neu zu beginnen, und wendet sich an eine externe Personalberatung.

Dort trifft ihn wie ein Blitz ein lateraler Gedankengang: Er schildert dem Personalberater in blumenreichen Worten den Werdegang und die Fähigkeiten seines Chefs. Der Berater findet für den Chef eine attraktive Firma, der Chef schnappt zu, und der Angestellte kann an seinem Arbeitsplatz bleiben.
(Quelle: www.grauezelle.de)

Ihre Vorteile, wenn Sie trainieren, lateral zu denken:

  • Sie stoßen auf viele originelle Lösungen oder Ideen.
  • Sie vermeiden Denk- und Handlungsblockaden („Es soll und muss alles beim Alten bleiben“).
  • Sie beherrschen mit der Zeit verschiedene Denkstile.
  • Sie lassen sich von unvorhergesehenen Situationen nicht so leicht irritieren, sondern reagieren schnell und effizient.
  • Sie fördern Ihre Intuition.

Spezielle Kreativitätstechniken, die die geistige Beweglichkeit ankurbeln, helfen Ihnen dabei – wie beispielsweise Brainstorming/Brainwriting, Mindmapping oder de Bonos „Denkhüte“.

4. Erfolgsregel: Handeln Sie flexibel!

In vielen Fällen gibt es nicht nur die 1 richtige Lösung oder den 1 richtigen Weg. Allerdings sind wir uns der Alternativen oft nicht bewusst, weil wir automatisch auf die alte, mehr oder weniger bewährte Vorgehensweise zurückgreifen.

Oder wir entscheiden uns bewusst gegen eine neue Richtung, um den vermeintlich einfacheren bzw. sicheren Weg zu gehen.

Flexibel handeln heißt hingegen, aktiv das Neue und/oder einen Weg zu suchen, dem äußeren Flexibilitätsdruck gerecht zu werden.

Beispiele – Mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Alltag

Beispiel 1: Sie planen ein Vorhaben/Projekt

Hier empfiehlt es sich, dass Sie sich nicht auf einen Plan beschränken. Denn wenn Sie „Plan B“ in petto haben, fällt es Ihnen wesentlich leichter, souverän und flexibel zu reagieren, sollte das eigentliche Vorhaben scheitern. Legen Sie also zunächst die bevorzugte Vorgehensweise fest.

Überlegen Sie dann, was Ihre Planung rein theoretisch durchkreuzen könnte und welche Taktik sich dann anbieten würde.

Beispiel 2: Sie werden mit einem Problem konfrontiert

 Das Allerwichtigste: Vermeiden Sie eine negative Grundhaltung à la „Oh, dass schaffe ich ja nie“. Halten Sie es mit dem Grundsatz, dass Probleme dazu da sind, sie zu lösen. Stellen Sie sich der Herausforderung, indem Sie erst einmal klären, wo konkret das Problem liegt. Wenn Sie es in Teilprobleme aufteilen, erhalten Sie einen besseren Überblick.

Formulieren Sie die Problematik gegebenenfalls um. Fragen Sie sich, ob sich an dem Problem selbst etwas ändern lässt. Erarbeiten Sie konkrete Lösungsvorschläge. Vielleicht können Sie sich auch an der Problemlösung anderer orientieren!

Beispiel 3: Sie finden sich plötzlich in einer unerwarteten Situation wieder

Für unflexible Menschen eine besonders gefürchtete Vorstellung. Die Folge: Sie lassen sich von den Geschehnissen förmlich überrollen, bleiben passiv oder reagieren kontraproduktiv.

Stellen Sie Ihre Flexibilität unter Beweis, indem Sie nach einer kurzen „Schreckensminute“ ruhig Blut bewahren und sich darauf konzentrieren, das Beste aus der Situation zu machen:

  • Brauchen Sie Informationen, um die neue Sachlage besser verstehen und bewältigen zu können?
  • Woher könnten Sie sie bekommen?

Durchforsten Sie Ihr Verhaltensrepertoire nach einer geeigneten und erfolgversprechenden Verhaltensvariante.

Generell: Suchen Sie gezielt nach Gelegenheiten, um im Alltag einfach mal ein anderes Verhalten an den Tag zu legen als gewohnt!

simplify-Tipp

Nehmen Sie sich 2 oder 3 Ihrer Erwartungen bzw. regelmäßig wiederkehrenden Aufgaben vor, und betrachten Sie sie aus einem ungewohnten Blickwinkel:

  • Spekulieren Sie beispielsweise einfach drauf los: „Was wäre wenn …?“
  • Oder denken Sie „quer“: „Was würde ich auf gar keinen Fall tun?“

Sie werden feststellen, dass es für manche Aufgaben auch andere, womöglich sogar effektivere Lösungen gibt. Oder dass eine bestimmte Erwartung unberechtigt ist.